Kli­ni­sche Hyp­no­se – War­um und wofür funk­tio­niert sie?

Die Kraft des Unbewussten.

 

Von Sven Büd­ding und Nadi­ne-Denie­se Post
Schon im Alter­tum war es üblich, kran­ken Men­schen mit Hil­fe von Düf­ten, Bli­cken ins Feu­er, magi­schen Ritua­len, hei­len­den Wor­ten und ande­ren Tech­ni­ken Hil­fe zur Selbst­hil­fe zu leis­ten. Im 19. Jahr­hun­dert gab es haupt­säch­lich in Eng­land und in Frank­reich meh­re­re Medi­zi­ner, die den soge­nann­ten Hyp­nos – einen schlaf­ähn­li­chen Zustand – bei ihren Pati­en­ten her­stel­len konn­ten, damit die­se beson­ders emp­fäng­lich für die (hof­fent­lich) hel­fen­den Wor­te der The­ra­peu­ten waren. Im medi­zi­ni­schen Bereich ent­wi­ckel­te der ame­ri­ka­ni­sche Arzt und Psy­cho­the­ra­peut Mil­ton H. Erick­son die kli­ni­sche Hyp­no­se als ein tief und schnell wir­ken­des medi­zi­ni­sches Behandlungsverfahren.

Die kli­ni­sche Hyp­no­se in ihrer heu­ti­gen Form ist die moderns­te Art der geziel­ten ange­wand­ten medi­zi­ni­schen Hyp­no­se, die auf­grund von Hirn­for­schungs­er­geb­nis­sen ent­stan­den ist. Fast alle Men­schen kön­nen die­se Form der Hyp­no­se sel­ber zur Opti­mie­rung und Ver­än­de­rung von Ver­hal­tens­wei­sen nut­zen. Es wür­de den Rah­men die­ses Arti­kels spren­gen, die vie­len Anwen­dungs­mög­lich­kei­ten der kli­ni­schen Hyp­no­se auf­zu­zäh­len. Vie­le Men­schen sind an die­ser Stel­le erst ein­mal skep­tisch und viel­leicht auch neu­gie­rig – zurecht…

Durch geziel­te Auf­merk­sam­keits­len­kung wird in Zusam­men­ar­beit mit den Kli­en­tin­nen und Kli­en­ten der unbe­wuss­te Spei­cher des Gehirns zugäng­lich. Dort sind alle unse­re Gewohn­hei­ten und Ver­hal­tens­struk­tu­ren abge­spei­chert – das Ergeb­nis unse­rer bis dahin erfolg­ten eige­nen Lebens­pro­gram­mie­rung. Der Kli­ent (Hyp­no­ti­sand) hat bei die­ser moder­nen Art der Behand­lung die voll­stän­di­ge Kon­trol­le über sich. Auch wenn die Augen geschlos­sen sind, bekom­men die Hyp­no­ti­san­den alles mit. Der Hyp­no­se­the­ra­peut (beg-)leitet ihn durch gemein­sa­me Kom­mu­ni­ka­ti­on ins Unter­be­wusst­sein, wobei die Hyp­no­se jeder­zeit von bei­den Sei­ten been­det wer­den kann.

Ein deut­li­cher Unter­schied zur klas­si­schen Hyp­no­se besteht dar­in, dass durch die pro­fes­sio­nel­le Dia­gnos­tik   mit kli­ni­scher Hyp­no­se die Aus­lö­ser her­aus­ge­fun­den wer­den, die uns Men­schen in ein unbe­wuss­tes, unkon­trol­lier­tes und somit stän­dig im Hin­ter­grund akti­ves Pro­blem­ver­hal­ten brin­gen. Dies kön­nen z.B. auto­ma­tisch auf­tre­ten­de Ängs­te, stän­di­ges Gedan­ken machen, Depres­sio­nen etc. sein.

In wei­te­ren Schrit­ten wird dann sozu­sa­gen ein „update“ mit neu­en Reak­ti­ons­mög­lich­kei­ten erar­bei­tet und abge­spei­chert, wor­auf das Gehirn in Zukunft zugrei­fen kann. Die kli­ni­sche und the­ra­peu­ti­sche Hyp­no­se ermög­licht selbst in schwie­ri­gen Fäl­len ech­te und nach­hal­ti­ge Ver­än­de­run­gen und gehört heu­te zu den moderns­ten und effi­zi­en­tes­ten Ver­fah­ren inner­halb der Hypnose.

 

 Leit­sät­ze die­ser Therapierichtung:

  • Jeder Kli­ent braucht sei­ne eige­ne indi­vi­du­el­le Behandlungsmethode
  • Die Mei­nung des The­ra­peu­ten und sei­ne Lösun­gen wer­den außen vorgelassen
  • Es wird immer lösungs­ori­en­tiert mit den Men­schen gearbeitet
  • Die­se Art von Hyp­no­se hat nichts mit Show­büh­nen­hyp­no­se zu tun 
  • Sie hat nichts mit Sug­ges­tio­nen zu tun (jemand redet auf den Hyp­no­ti­san­den ein, wäh­rend die­ser irgend­wo liegt)

 

Da alle Ver­hal­tens­wei­sen und Gewohn­hei­ten aus unse­ren unbe­wuss­ten Hirn­area­len stam­men, sind die erfolg­rei­chen Ein­satz­ge­bie­te sehr weit­rei­chend. Ängs­te und Panik­at­ta­cken, gesun­de Gewichts­re­du­zie­rung, Gedan­ken­krei­sen, Rau­cher­ent­wöh­nung, Kon­troll­ver­hal­ten, Erschöp­fung, Schlaf­stö­run­gen u.v.m. sind täg­li­che Behand­lungs­the­men in den weni­gen hoch qua­li­fi­zier­ten Pra­xen. Der Reiz besteht in der Fas­zi­na­ti­on der Ver­än­de­rung, zu der jeder Mensch sel­ber in der Lage ist, wenn er einen geziel­ten Weg ins Unter­be­wusst­sein gezeigt bekommt. Genau dies soll­te der Ansatz sein: „Den Men­schen etwas bei­brin­gen, damit sie sel­ber  mehr Lebens­qua­li­tät bekom­men und nicht abhän­gig von unse­ren Metho­den werden.“

Es darf hier­mit wie­der vie­len Men­schen mit die­ser Art der Arbeit Hoff­nung gemacht wer­den, denn die Rück­mel­dun­gen der Men­schen zei­gen, dass auch nach vie­len Jah­ren und dem Durch­lau­fen mehr oder weni­ger erfolg­rei­cher ande­rer The­ra­pien noch Vie­les ver­än­der­bar ist.

Wenn Sie sich in Behand­lung bege­ben möch­ten, so ach­ten Sie bei mög­li­chen Behand­lern auf mehr­jäh­ri­ge qua­li­fi­zier­te Aus­bil­dun­gen. Fra­gen Sie nach dem the­ra­peu­ti­schen und medi­zi­ni­schen Hin­ter­grund der The­ra­peu­ten, wel­che min­des­tens einen Heil­prak­ti­ker für Psy­cho­the­ra­pie haben sollten.

 

 

Quel­le: PAN Aus­ga­be 02/2018, Copy­right PAN 2018

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