Gesundheitsbegleiter legen los
Am Gesundheitszentrum im Ludgerushof sind jetzt zehn Gesundheitsbegleiter ausgebildet worden. Sie begleiten ehrenamtlich und auf Augenhöhe chronisch kranke Menschen.
Von Daniela Hartmann
Die ersten ehrenamtlichen Gesundheitsbegleiter haben jetzt ihre Ausbildung abgeschlossen. Am Samstag bekamen die zehn Teilnehmer – neun Frauen und ein Mann – ihre Zertifikate. Nun werden sie vor allem chronisch kranke Menschen ab 45 Jahren begleiten und ihnen helfen, etwas für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu tun.
Gesundheitsbegleiterin Stefanie Frieg begleitet schon seit einigen Monaten eine Klientin. Die Frau hat stark abgenommen und mit Friegs Hilfe den Weg zurück ins Leben gefunden. Wegen ihres starken Übergewichts konnte die Frau nicht mehr laufen. Inzwischen hat sie über 120 Kilogramm abgenommen und das Laufen wieder gelernt. Mittlerweile treffen sich die beiden Frauen – gemeinsam mit Friegs Hund Summer – einmal pro Woche zum Spaziergang im Stadtwald. „Sie hat super Fortschritte gemacht“, lobt Frieg ihre Klientin.
Auch die anderen Gesundheitsbegleiter haben Menschen gefunden, die sie begleiten werden. Der Kontakt kam zum Beispiel über den Verein Leben im Alter (L‑i-A) zustande oder die Gesundheitsbegleiter stellten den Kontakt selbst her. Begleitet werden unter anderem Menschen, die einsam sind und etwas unternehmen wollen oder die ihre Ernährung umstellen wollen. Gemeinsam sei es leichter, den inneren Schweinehund zu überwinden und dranzubleiben, finden die Gesundheitsbegleiter. Manchmal brauche man „einen Tritt in den Popo“, sagt Doris Bühs. Die 65-Jährige ist Gesundheitsbegleiterin geworden, weil sie jetzt in Rente geht und ihre Freizeit sinnvoll nutzen will. Außerdem gefällt es ihr, etwas mit Menschen zu machen, sagt sie.
Klaus Holstein (60) ist im Vorruhestand und hat eine „sinnvolle Tätigkeit“ gesucht. Ihm sei es wichtig, anderen Menschen zu helfen. „Die Gesundheitsbegleiter sind eine tolle Unterstützung“, findet Thi Xuan Nguyen. Die 27-Jährige kommt aus Vietnam und lebt seit drei Jahren in Bocholt. Hier macht sie eine Ausbildung zur Altenpflegerin und wird in ihrer Freizeit als Gesundheitsbegleiterin tätig werden.
Die Gesundheitsbegleiter sind ein Baustein des Gesundheitszentrums im Ludgerushof in Spork. Träger des Projekts ist der Verein Lia. Projektpartner sind die Forschungsgesellschaft für Gerontologie und das Institut für Gerontologie an der Technischen Universität (TU) Dortmund. Begonnen hatte der Kurs im Juli 2018.
Die Qualifizierungsmaßnahme umfasste 60 Lernstunden. Dabei setzten sich die Teilnehmer unter anderem mit ihren eigenen Erfahrungen rund um das Thema Gesundheit auseinander. So gab es Vorträge über häufige Krankheitsbilder. Ebenso wurden praktische Maßnahmen in den Bereichen Achtsamkeit, Bewegung und Ernährung thematisiert. Die angehenden Gesundheitsbegleiter lernten auch die Grundlagen einer vertrauensvollen und wertschätzenden Kommunikation kennen. Die Begleiter sollen nämlich nicht mit dem erhobenen Zeigefinger arbeiten, sondern auch Augenhöhe beraten und begleiten.
Doch auch mit dem Abschluss des Kurses sollen die Teilnehmer nicht auf sich allein gestellt sein. „Wir haben in diesem Jahr sieben weitere Treffen geplant“, sagt Britta Bertermann von der TU Dortmund. Dann könnten die Teilnehmer in einem vertraulichen Rahmen über ihre Erfahrungen als Gesundheitsbegleiter sprechen.
Das Interesse an den Gesundheitsbegleitern habe sich „sehr positiv entwickelt“, sagt Andrea Unland von L‑i-A: „Wir haben mehr Nutzeranfragen als Begleiter.“ Die Menschen, die begleitet werden wollen, seien zwischen Ende 40 und über 80 Jahre alt. „Hauptsächlich sind es Frauen“, sagt Unland.
Quelle: BBV vom 28.01.2019, Copyright BBV 2019