Senioren tanzen
Begeisterung ist inbegriffen
VON ANGELIKA HEIDENREICH
Es ist Dienstagmorgen kurz vor halb zehn Uhr. Zusammen mit anderen Senioren und Seniorinnen stehe ich vor dem Sporker Saal und warte gespannt auf Claudia Wigger. Die anderen erzählen mir von dem, was mich in der nächsten Stunde erwarten wird, von ihrem Tanztreff, der einer der Höhepunkte ihrer Woche ist. Und schon der erste Eindruck von Frau Wigger lässt mich erahnen, wieso alle begeistert sind. Sie selber, eine Jungseniorin, Trainerin für Standard-Leistungssport und Lateinamerikanische Tänze, erscheint mit schwungvollen Schritten, und sogleich entsteht eine Aura von Lebendigkeit.
Seit gut drei Monaten wird jeden Dienstagsmorgen im Sporker Saal (Dinxperloer Straße 342) eine Stunde lang mit Hingabe getanzt. Unter der fachkundigen und kompetenten Leitung von Claudia Wigger bewegen sich Senioren und Seniorinnen zum Takt der Musik. Wer nun fürchtet, das könnte zu anstrengend oder zu anspruchsvoll sein – Wigger ist schließlich selbst auch noch aktive Tänzerin –, kann seine Sorgen völlig beiseiteschieben.
Einfühlsam, aber auch konsequent werden die Teilnehmer in die einzelnen Tanzsequenzen eingeführt. Dabei haben auch diejenigen keine Probleme, die erst seit wenigen Stunden mittanzen oder gar erstmalig dabei sind. Sehr behutsam und pädagogisch geschickt aufgebaut werden die einzelnen Tanzsequenzen eingeübt. Niemand muss sich genieren, weil er nicht sofort im Takt bleiben oder die Schritte korrekt ausführen kann. Im Vordergrund steht „die Freude an der Bewegung zur Förderung der Gesundheit“, so lautet Wiggers´ Devise. Denn Tanzen helfe, „Gleichgewicht, Koordination und Motorik zu verbessern“.
Für diese Stunde hat sie verschiedene kleine Choreographien vorbereitet, mit denen Schrittfolgen wie Gehschritte, Drehschritte, Wiegeschritte und Wechselschritte erarbeitet werden. Dabei gibt es langsamere und schnellere Teile, es wird zum dreiviertel Takt, aber auch zum vierviertel Takt getanzt. Fast wie nebenbei korrigiert die Tanzexpertin Körper- sowie Fußhaltungen, weist darauf hin, dass „wir uns beim Tanzen immer auf einem Fuß befinden, Tanzen Gehen auf Musik ist.“ Dabei ist es ebenfalls ganz wichtig „sich aufzurichten, den Kopf hoch zu halten.“ Jede einzelne Folge wird zunächst „trocken“ geübt, bevor die Musik hinzugezogen wird. Temperamentvoll und motivierend mischt Claudia Wigger sich unter die Tanzenden.
An der Auswahl der Tänze ist deutlich erkennbar, dass die Trainerin sich sehr intensiv mit der Frage des altersgerechten Bewegens nach Musik auseinandergesetzt hat. So gibt es eine ganze Reihe von Übungen, die im Kreis absolviert werden, da dieser eine gewisse Sicherheit vermittelt. Wigger stellt ihre Tänze nach dem Programm des Bundesverbandes für Seniorentanz zusammen. Die Sporker Gruppe ist eine von vielen verschiedenen, die sie mit ihrem Tanzangebot erfreut. Neben Seniorengruppen betreut sie auch Kindergruppen; im Augenblick bereitet sie einen Kurs für Menschen vor, die auf einen Rollator angewiesen sind. Spannend!
Am Ende der Stunde sind alle erstaunt, wie schnell die Zeit vergangen ist und was sie gelernt haben, ohne es irgendwie als Unterricht zu empfinden. Etwas erschöpft, aber rundherum glücklich formuliert eine Teilnehmerin: „Das ist etwas, was ich schon seit Langem gesucht habe. Hier kann ich mich mit anderen Tanzbegeisterten zur Musik bewegen, es stärkt meine Lebensqualität. Und alles ist so herrlich gelassen!“
Quelle: PAN Ausgabe 09/2018, Copyright PAN 2018